GRÜN IST DIE HOFFNUNG
An einer Bucht an der Berliner Spree findet sich eine Filetgrundstück der Berliner Stadtentwicklung. Doch die Pläne des Bezirks stoßen auf wenig Gegenliebe bei Anwohner*innen. Eine letzte Chance besteht noch, dass diese scheitern.
Raven Musialik, 28.07.2021
Während einige Bauabschnitt bereits sichtbar voranschreiten, wächst statt dem Coral-World-Aquarium aktuell nur Gestrüpp. Fotos: Raven Musialik
Der 3. Planvorschlag zeigt den Kompromiss, den die Initiative "Bucht für alle" eingebraucht hat - mehr grün, weniger Bebauung. Bild: Bucht für alle.
Eine Umfahrung der Baustelle gibt einen Eindruck von dem Gebiet. Video: Raven Musialik
Eine Baustelle als Naherholungsort – über einen weiten Teil der beliebten Uferpromenade an der Rummelsburger Bucht im Berliner Stadtteil Lichtenberg zieht sich der Sperrzaun. Während hinter dem einen Abschnitt sich bereits die grauen Fertigbetonplatten zur ersten Stockwerken in die Höhe erheben, liegt einige Meter weiter noch eine Kraterlandschaft aus aufgewühlter Erde unter einer dichten grünen Gestrüppdecke. Hier, wo im Februar diesen Jahres unter großen Protesten ein Obdachlosencamp geräumt wurde, soll die umstrittene Touristenattraktion entstehen: Ein Meeresaquarium des israelischen Investors Coral World, der weltweit bereits fünf Unterwasserzoos betreibt.
Kein Kompromiss an der Bucht
In Berlin soll nun der sechste entstehen, was aber bei den Anwohner*innen nicht nur auf freudige Erwartung stößt. „Es gibt immer weniger Orte, an denen man in dieser Stadt Platz und Luft um sich herum hat. Alles wird zugebaut, und dann entsteht noch nicht einmal etwas für uns hier vor Ort“, beklagt Andrea Breker, die seit 17 Jahren mit Mann und Hund unweit der Bucht wohnt.
Sie sympathisiert mit der Bürgerinitiative „Bucht für alle“. Die Gruppe hatte bereits im März 2019, als der entsprechende Bebauungsplan in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschlossen wurde, versucht, mit einem alternativen Bebauungsplan, sowie mit einem Kompromissvorschlag das geplante Aquarium zumindest kleiner zu gestalten, um mehr Stadtnatur und öffentliche Flächen erhalten zu können. Zuletzt hatte die Initiative mit einem Eilantrag beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg im April einen Baubeginn verhindern wollen, da wesentliche Teile des BVV-Beschlusses in den Bauplänen nicht berücksichtigt worden seien. So sind die Parkflächen, die dem Bauherrn zur Auflage gemacht wurden, nicht ganztägig zugänglich womit sie, so der Einwand, nicht einem öffentlichen entsprechen würden.
Vorerst passiert nichts
Bereits zuvor war bei den Kritikern der Pläne bereits Hoffnung aufgekommen, als lange Zeit kein Bauantrag eingegangen war. Doch unmittelbar vor Ablauf der Frist, am 31. Mai wurde der Antrag gestellt, wie das Bezirksamt Lichtenberg auf Nachfrage bestätigte. Der Weg wäre also frei für den Baubeginn – es sei denn, der Eilantrag hat Erfolg. „Ich würde mir wünschen, dass wir hier eine Lösung finden, bei der wir Berliner nicht in die Röhre gucken“, sagt Frau Breker und zupft an der Leine, um dem Hund zu signalisieren, dass es nun nach Hause geht.
Diese Hoffnung der Anwohner*innen in Lichtenberg hängt nun noch an einem dünnen Faden, der am anderen Ende mit dem Oberverwaltungsgericht verbunden ist. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, lasse sich noch nicht sagen, hört man auf Nachfrage. So wächst sie vorerst weiter, die grüne Decke hinter dem Bauzaun an der Rummelsburger Bucht. Und das scheint einigen so ganz recht zu sein. --
Das Bild zeigt der Bebauungsplan des Gebiets. Die hellblaue Fläche ist der Bereich, in dem das Aquarium gebaut werden soll. Bild: Bezirksamt Lichtenberg.
So sieht die Stelle heute aus, an der das Aquarium stehen soll. Foto: Raven Musialik